Weihnachten von Onkel Hotte Denkt Euch, ich habe das Christkind gesehen, ich hab´s überfahren, es war ein Versehen. Ich hatte gerade die Äuglein zu, ich schlief beim Fahren in himmlischer Ruh. Da hat das Christkind in dieser eisigen Nacht, Bekanntschaft mit meinem Kühler gemacht. Später sah ich den Weihnachtsmann, er trieb gerade seine Rentiere an. Ich überholte den langsamen Wicht, doch sah ich dabei den Gegenverkehr nicht. Ich wich ihm aus, doch leider nicht Santa, ein kurzes Rumsen, und er klebte am Manta. Am Ende traf ich den Nikolaus, erkam gerade aus dem Freudenhaus. Er kam ganz hektisch über die Straße gelaufen, wollte am Automaten neue Präser sich kaufen. Mich und mein Auto hat er wohl nicht gesehen, jedenfalls blieben nur seine Stiefel noch stehen. Und die Moral von dem Gedicht: fahr´ zu schnell mit Deinem Auto nicht! Denn als ich zu Haus war, da musste ich heulen, mein schöner Wagen, der hatte drei Beulen!
Vom Weihnachtsmann, vom Christkind und Nikolaus, Weihnachten im nächsten Jahr fällt dann ja wohl aus.... |
Mien
lester Wacholder. |
Nicht unterkriegen lassen ... Den ollen
August Fuchs hatte es schlimm erwischt. Schon mehrere Tage lang lag
er krank im Bett, wollte nicht aufstehen und die Familie begann sich
Sorgen zu machen. In seinem hohen Alter war es nun mal kein gutes
Zeichen, wenn jemand nicht mehr aufstehen wollte und vor allem, wenn
die geliebte Piepe nicht mehr schmeckte. Als er dann nach gut einer
Woche doch wieder in der Küche auftauchte, schöpfte auch Schwiegertochter
Emma wieder Hoffnung. Und konnte es nicht so recht glauben, als ihr
Opa August mitteilte, dass er jetzt erst mal zu Fuß nach Herscheid
gehen wolle! Förster Ferdi, der als einer der wenigen in der Nachbarschaft
schon ein Auto hatte und der zum Milchholen gerade bei Emma Fuchs
in der Küche war, meinte: "Nee, August, das lass mal sein. Ich fahre
gleich sowieso nach Herscheid. Warte noch ein, zwei Stunden - dann
kannst Du mit mir fahren." Worauf August entsetzt erwiderte: "Dat
dau ieck öwwer nitt, dann geraht ieck joo gaaz van de Bejne!!" (Übersetzung
aus dem Platt: Das tue ich aber nicht, dann gerate ich ja ganz von
den Beinen!) Ja, so war er - nicht unterkriegen lassen! |
Wie
grün sind deine Blätter ... |
Übersinnliche Fähigkeiten? Dort
erfuhr man immer das Neueste, an der Milchrampe in Warbollen. Es war
eine Art Lokalzeitung ohne Papier. Hier trafen sich bis vor zwei Jahrzehnten
an jedem zweiten Tag Vertreter aus jedem Haus, in dem es noch Milchvieh
gab. Und das waren einige im kleinen Warbollen. Die Familien Fuchs,
Heinemann und Stuff klapperten ihr weißes, flüssiges Kapital für den
Verkauf an die Molkerei in ihren 20-Liter-Kannen zum Sammelpunkt. Und
Gustav Budde kam lange mit seiner Milchkanne - auch wenn sie nicht immer
voll war bei ein oder zwei Kühen. Die Landwirtschaft war eben Nebenerwerb.
Oder war's für´s Taschengeld? Über Milchquoten machte man sich jedenfalls
noch keine Gedanken. Auch wenn der Hörsinn beeinträchtigt war, oder es zumindest nach vielen fragenden "Häh´s??" so schien: Anni hatte eine einmalige Fähigkeit, mit der sie jahrelang alle anderen überraschte. Der Milchwagen der Molkerei kam aus Richtung Wellin. Und wenn er dort, immerhin noch einen Kilometer von Warbollen entfernt, losfuhr, rief Anni aus "Jetzt kommt er!" und sie rückte ihre Kannen mit der Nummer 1074 in Position. Alle anderen hörten das nahende Gefährt frühestens, nachdem es etwas später beim Rohland die Kannen mit der Nummer 1077 leergesaugt hatte und wieder anfuhr. Aber wir waren dank Annis Fähigkeiten ja bereits im Bilde. War es ein ganz spezieller Hörsinn? Oder ihr feiner Spürsinn? Oder waren gar übersinnliche Fähigkeiten im Spiel? Wir werden es nicht mehr erfahren. Annis Begabung, ein ganz bestimmtes Fahrzeug auf einen Kilometer Entfernung trotz Schwerhörigkeit am Klang zu erkennen, war etwas besonderes - viele Jahre, bevor "Wetten, dass..." erfunden wurde. Aber eines schwöre ich Dir, lieber Leser: Anni hatte mit ihrem "Jetzt kommt er!" wirklich immer Recht! (Siegfried Schröder, rote Kannennummer 1079) |